Das Geschäft mit der Angst vor Erdbeben in der Türkei

Es gibt in den Social Media Plattformen immer mehr Menschen, die Geschäfte mit der Angst von Menschen machen und angeblich Beben vorhersagen können - was völliger Irrsinn ist. Selbst die heutige Wissenschaft kann nur Prognosen stellen, aber nicht hellsehen. Es gibt bis heute keine Methode um Beben vorauszusagen. Deswegen ist es mir - speziell, was die Türkei betrifft - ein Anliegen, ein wenig Klarheit zu schaffen. Besonders über den Kreta Graben und den Hellenischen Graben möchte ich heute etwas veröffentlichen. 

Der Hellenische Graben läuft bis zum türkischen Festland und betrifft durch seine Bebenausläufer natürlich dann auch die Westküste, insbesondere die Küste der Provinz Mugla von Marmaris bis Fethiye, wo man - bei starken Beben sogar an Land spüren kann. Genauso wie heute über den Kreta Graben, als nähe der Insel Kreta morgens 1.51 Uhr ein Seebeben der Stärke 6 stattfand - die Ausläufer waren sogar bis Antalya zu spüren, obwohl es hunderte Kilometer Luftlinie entfernt ist. 

Ich hatte zig Diskussionen mit jemandem, der genau in der Region des Grabens und der türkischen Küste dort, Beben "hellsehen" wollte und lange nicht begriffen hat, dass es normal ist. Es gibt eine Bebenkarte der Bogazici Universität, die jeder monatlich, bis ins Jahr 2003 Januar, zurückblättern kann. Danach kam der Spruch: "Jetzt bin ich ratlos".  Was klar ist, denn die Karten aller Monate seit über 20 Jahren sehen fast immer gleich aus. Das hat wissenschaftliche Gründe, die weiter unten für meine Region erklärt werden. 

Link zur Bebenkarte, wo man oben in der blauen Leiste unter "Ayarlar" die Jahre mit Monaten per Mouse Klick aufrufen kann, am unteren Rand der Karte kann die Liste der aktuellen Beben ebenfalls sehen. Mit Klick auf die Punkte zeigt es die Stärke, Datum, Uhrzeit an. 


Wer nur die Liste mit Datum, Uhrzeit, Stärke möchte -  hier



Die Türkei ist bekanntlich Erdbebengebiet. Die Menschen leben generell täglich auf einem Boden, der jederzeit unruhig werden kann, speziell in den eingezeichneten Zonen der türkischen Bebenkarte. Es ereignen sich täglich viele kleine Beben an Land, die gar nicht oder nur im Epizentrum selbst, zu spüren sind. Große Beben ab Stärke 6 aufwärts kommen vor, jedoch nicht täglich, sondern in jährlichen Abständen, meistens von mehr als einem Jahr. 

Wer sich in der Türkei niederlässt, weiß das, doch gibt es auch immer wieder Missverständnisse, wenn es einmal "wackelt". Nicht immer ereignet sich genau dort das Beben, sondern Luftlinie hunderte von Kilometern weit weg. Je größer es ist, um so weiter fühlt man die Ausläufer. Die türkische Westküste mit den vorgelagerten griechischen Inseln erlebt es relativ oft, wenn sich Seebeben zwischen dem Bereich der Insel Kreta bis hinüber an die türkische Küste bemerkbar machen. Das hat einen bestimmten Grund, den ich seit Jahren immer wieder erkläre, denn das Mittelmeer hat dort seine tiefste Stelle und auch Aktivitäten durch aktive Vulkane. 

Das wird sich auch nicht ändern, egal wie viele denken, sie könnten die Beben vorhersagen und damit glänzen. Diese Gräben werden weiterhin aktiv sein. 

Das einzige, was ALLE übersensiblen Menschen VOR Beben spüren können - Schwindel , leichte Übelkeit, Ohrengeräusche wie Frequenzen, Ohrendruck, viele werden auch müde und schlafen einfach ein paar Stunden davor. 
Das habe ich recherchiert, das gibt es wirklich. Ich bin selbst, wie einige in meinem direkten Umfeld betroffen. Trotzdem kann ich niemandem sagen WO es passiert, nur dass die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass es irgendwo in der Türkei sein kann. Meistens merke ich erst hinterher, dass diese "Zustände" davon kamen. Ich mache aber keinen großen "Wind" darum, sondern behalte es eher für mich oder teile es nur wirklich guten Kontakten mit. Das ist jedoch kein Grund, um mich, wie andere in Social Media, wichtig zu machen, es ist eher sehr belastend, wenn sich diese Symptome einstellen. 

Jetzt zurück zum Thema Kreta/Hellenischer Graben und den Beben der Türkei, um zu verstehen, warum wir große Beben spüren, die sehr weit entfernt sind. 

Hier ist die neueste Bebenkarte der Türkei von 2025 - die roten Gebiete sind diejenigen mit der höchsten Bebenwahrscheinlichkeit: 


Karte AFAD-MTA

In der Erde entstehen durch Beben Brüche, die wie Leiter sind, wenn neue Beben entstehen und dementsprechend leiten sie die Erdbewegung weiter. Zudem gibt es Plattenverschiebungen in der Türkei, die Beben auslösen - bei mir in der Provinz in der Gökova Bucht schiebt sich eine Erdplatte unter eine andere. 

Es gibt jedoch viele Ausläufer - auch große Ausläufer, die aus dem Meer kommen - hier bei uns vornehmlich über den Kreta- und Hellenischen Graben.


            Foto: 
https://virtualexplorer.com.au

Kretisches Segment des Hellenischen Grabens

Südlich von Kreta verläuft der Kretische Graben (Ptolemaios‑Graben) als östlicher Fortsatz des Hellenischen Grabens, parallel zur Südküste der Insel, mit Wassertiefen von bis zu etwa 3 000 m. Unter der Insel tritt die Subduktionszone in einer Tiefe von rund 20–50 km in Erscheinung, was sich in intermediären Erdbebenhäufungen widerspiegelt 

Seismische Aktivität auf Kreta

Auf Kreta selbst dominieren nicht die Tiefsee-Beben, sondern flache Bruchzonen im Oberkrustenbereich: Ierapetra‑Störung (Südküste) und Arkalochori‑Bruch (Zentral‑Kreta) sind aktive Normal‑Fehler, die wiederholt Erschütterungen bis Magnitude 5–6 erzeugen 

Zusätzliche, kleinere Störungen finden sich im Westen und im Südwesten der Insel, z. B. im Bereich des Messara‑Senkgrabens.

Vulkanismus



              Foto: Wikipedia

Kreta selbst liegt außerhalb des eigentlichen Südlichen Ägäischen Vulkanbogens, der in einem Radius von etwa 200 km nördlich der Insel verläuft. Die Insel weist daher keine aktiven oder historisch bezeugten Vulkane auf; jedwede geothermale Aktivität beschränkt sich auf natürliche Thermalquellen (z. B. Psychro) und – nur submers – hydrothermale Felder in den vorgelagerten Bächen 

Der Hellenische Graben (Hellenic Trench) ist die Tiefsee-Senke, die sich südlich der griechischen Inseln entlangzieht und die Subduktionszone markiert, in der die Afrikanische Platte unter die Eurasische (Aegeische) Platte abtaucht. Er gliedert sich im Osten in drei Hauptteilabschnitte – den Ionischen Graben im Westen, den Kretischen Graben südlich von Kreta und die Pliny‑Strabo‑Gräben östlich von Rhodos – und erreicht an seiner Oberkante eine Wassertiefe von über 4 000 m 

Diese Subduktionszone ist eine der erdbebenaktivsten Regionen Europas: Sowohl flache Verwerfungserdbeben an der Plattengrenze (interplate thrust events) als auch Intermediate‑Depth‑Beben im abtauchenden Keil treten mit magnitudenstarken Erschütterungen (häufig M 6 bis 7) auf. Die seismische Aktivität ist das Ergebnis starken Plattenrückrollens („slab rollback“) und der daraus resultierenden Rückseiten‑Extension des Aegeischen Beckens 

Im Osten endet der Hellenische Graben an der türkischen Festlandküste nahe der Bodrum‑Halbinsel im Südwesten Anatoliens – hier übersetzt sich die Subduktion in komplexe Transform‑ und Extensionsstörungen, die an das tektonische System Westanatoliens anschließen 

Entlang dieser Subduktions- und Bogenregion liegt der Südliche Ägäische Vulkanbogen, dessen Vulkane sich von der Korinthischen Landenge bis zur Bodrum‑Halbinsel erstrecken. Zu den in historischen Zeiten aktiv gewesenen Vulkanen zählen insbesondere

Santorini (Nea Kameni) – bekannt für den katastrophalen Minoischen Ausbruch

Nisyros – mit mehreren historisch bezeugten Eruptionen

Kolumbo (submariner Krater nordöstlich von Santorini)

Diese drei halten bis in die jüngste Vergangenheit hin Signale vulkanischer Unruhe aufrecht. Daneben finden sich zahlreiche ruhende bzw. inaktive Vulkanzentren, etwa

Sousaki

Aegina

Methana

Milos

Yali

Akyarlar

Kos

Die letztgenannten stellen monogenetische bzw. polygenetische Vulkanfelder dar, die seit Jahrtausenden keine Ausbrüche mehr gezeigt haben und heute als weitgehend erloschen gelten 


Quellen: 

ScienceDirect,  Wiley Online Library, SpringerLink, Oxford Academic, Wikipedia