Als der Müll laufen lernte



Dass die Türkei jetzt erst ein wenig Umweltbewusstsein bekommt und es noch Jahre dauern wird, bis alle so gedrillt sind, wie wir Deutschen, wissen wir Auswanderer alle, die schon Jahre hier leben. Es braucht einfach Zeit, bis jeder begreift, dass man nicht alles am Wegesrand entsorgen kann. Ich muss allerdings zur Ehrenrettung meiner Stadt Ortaca sagen, dass die meisten Bürger bei uns noch nie so "gehaust" haben, wie in anderen Städten und relativ sauber sind. Sogar unsere Müllabfuhr-Leute sammeln, wenn sie die Container ins Auto geleert haben, noch vom Wind weggeflogenes Papier oder Tüten am Strassenrand auf, bevor sie weiter fahren. 

Mann kann aber nicht generell sagen, dass es nur die Einheimischen im Land sind, die ihren Müll herumwerfen, sondern in Touristengebieten wie bei uns, beobachtet man seltsame Dinge und man fragt sich, tun diese Menschen das, weil sie es zu Hause auch tun oder denken sie, ach, hier kennt mich niemand, hier kann ich überall meinen Dreck hinterlassen? Plastikflaschen, Papier von Fastfood, Zigarettenkippen oder gar volle Babywindeln, die man mal schnell aus dem Autofenster auf der Reise wirft, sind an der Tagesordnung. 

Zur Ehrenrettung meiner deutschen Landlsleute und auch der Türken aus Deutschland, die ein sehr großes Umweltbewusstsein eingetrichtert bekamen, muß ich unbedingt dazu bemerken - diese Gäste benehmen sich bei uns in dem kleinen Ort vorbildlich, was Müllentsorgung betrifft.  

Es ist schon etwas her, es war an einem Sonntag im Sommer und ich saß in unserem früheren Büro im Erdgeschoss und schaute dem bunten Treiben durch die Glasfront zu.  Markttag in Sarigerme! Vor dieser Glasfront im Freien stand unser Tisch mit Informationsmaterial und allerhand Musterstücken wie Fliesen, Marmor usw. 

Regelmäßig ließen sich am Tisch, der sechs Stühle hatte, schwitzende Touristen nieder, weil der Platz überdacht war.  Das wäre nicht so schlimm gewesen, wenn Sie den Tisch nicht mit einem Picknickplatz verwechselt hätten, wo sie sich gemütlich länger niederlassen können und ihre "Brotzeit" im Papier auf meinen teuren Hochglanzbroschüren auspackten.

Ende vom Lied, nachdem man satt und mit Bier abgefüllt war, stand man auf, ließ den zum Teil fettigen Papiermüll und die Bierflaschen auf dem Tisch stehen, die Stühle kreuz und quer und zog von dannen. Das passierte gehäuft  in einem bestimmten Jahr, als ein einziges Hotel den Test mit russischen Billig-Urlaubern machte ( dieser Test wurde ab dem folgenden Jahr nicht mehr wiederholt).  In diesem Sommer hatten wir jeden Tag von unserem Tisch alleine eine volle Mülltüte zu entsorgen. 

Neben uns befand sich ein Souvenirshop und eines Morgens sitze ich wieder am Schreibtisch und sehe an unserem Tisch einen Mann in weißen Shorts und leuchtend rotem T-Shirt stehen, der aus einer Cola-Dose trank. Ich hatte ja schon genügend Erfahrung und sagte zu meiner Tochter, pass mal auf, was jetzt kommt, der lässt die leere Dose am Tisch...

Als könnte ich Gedanken lesen,  nahm der Mann die Dose , schaute sich unauffällig um und platzierte die Dose auf eine Tischecke und verschwand schnell im Souvenirshop neben uns. 

Mir platze an diesem Tag der Kragen, aber ich hatte keine Lust mit diesem Menschen zu diskutieren. Also stand ich auf, ging zum Tisch und stellte diese rote Dose genau vor den Eingang des Souvenirshops auf den Boden und ging zurück auf meinen Platz im Büro und wartete. 

Es dauerte nicht lange, kam der illegale Müllentsorger aus dem Shop und stutzte. Schaute auf den Boden, schaute rechts, schaute links und man sah wie es in seinem Gehirn arbeitete.... ich hielt mir den Bauch vor Lachen, als er sich schliesslich bückte, seine Dose aufhob und sichtlich verwirrt mit ihr von dannen zog. 

Ich hoffe, er hat sich für den Rest des Urlaubs gemerkt, dass der Müll ihm hinterher rennt und Dosen auch einfach weglaufen können :D